Mobilisationstherapie bei Facialsparese


Eine Gesichtslähmung (Fazialisparese) ist

 

  • eine vorübergehende oder dauerhafte Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskulatur, die meist eine Gesichtshälfte betrifft.
  • Sie entsteht durch eine Schädigung des Gesichtsnervs (N. fazialis) = periphere Fazialisparese
  • oder des Hirnareals, welches die Gesichtsmuskulatur steuert = zentrale Fazialisparese.

Was, wenn ein Gesichtsnerv nicht funktioniert?

Die Gesichtsmuskeln erhalten nicht mehr die notwendigen Signale, um richtig zu funktionieren. 

Jede Gesichtshälfte hat einen Fazialisnerven. Der rechte und linke Gesichtsnerv beginnt im Gehirn, kreuz auf die andere Seite, um dann in das Gesicht bis zur Vorderseite des Ohres einzudringen. Dort verzweigt er sich in fünf Äste pro Seite. Diese Äste versorgen die Muskeln, die für den Gesichtsausdruck (Mimik) zuständig sind. Auch Tränen, Speichelproduktion und Geschmack werden auf unterschiedliche Weise vom Gesichtsnerv gesteuert.

  • Jede Gesichtshäfte hat ihren eigenen Gesichtsnerv, so dass die periphere Schädigung (Schädigung außerhalb des Gehirns) des linken N. fazialis nur die linke Gesichtshälfte betrifft und umgekehrt. Hierbei ist die ganze Gesichtshälfte gelähmt.
  • Bei einer zentralen Schädigung (Schädigung innerhalb des Gehirns) ist immer die gegenüberliegende Gesichtshälfte betroffen, da sich der Nerv im Hirnstamm auf die andere Seite kreuzt. Hierbei ist meist nur die untere Gesichtshälfte betroffen (Mundastschwäche).

Die Therapiephasen bei peripheren Fazialisparesen

1. Phase: Schlaffe Gesichtslähmung - keine Aktivität der mimischen Muskulatur, 

die Gesichtsmuskulatur ist schlaff, das Augenlid und die Lippen schließen nicht.

  • In dieser Phase massieren wir ihr Gesicht und leiten Sie an, dies täglich selbst durchzuführen.
  • Wir tapen (Kinesiotaping) ihr Gesicht
  • Es werden keine aktiven Übungen durchgeführt. Auch wenn der Wunsch besteht, das Gesicht zu Aktivität zu drängen, werden dadurch nur Komplikationen wie "Synkinesien" (unerwünschte Gesichtsbewegungen s.u.) erzeugt.

 

2. Phase: Parese-Stadium (Lähmungs-Stadium) - schwache Aktivität der mimischen Muskulatur, noch keine vollständige Erholung 

  • das Gesicht wird weiter massiert, entspannt und gedehnt
  • Sie nehmen die mimischen Bewegungen isoliert und achtsam auf der gesunden Seite wahr. Die genaue Beobachtung der eigenen Mimik wird geschult, um sie dann auf die gelähmte Seite anzuwenden.
  • Aktive mimische Bewegungen werden auf der gelähmten Seite durch unsere Finger geführt, während Sie die Bewegungen mit beiden Gesichtshälften durchführen.
  • Wir leiten Sie an, sich selbst zu führen.
  • Sollten sich Synkinesien entwickelt haben, lernen Sie, diese willentlich zu hemmen.
  • Sie lernen, beide Gesichtshälften aktiv zu entspannen und auch im Alltag auf Entspannung zu achten.

 

Die Ausheilung der peripheren Fazialisparesen braucht Zeit, Geduld, Entspannung und einen langen Atem. Nicht Drängen ist das "A" und "O" . 

Zuweilen treten peripheren Fazialisparesen akut auf und heilen nach einigen Wochen bis Monaten spontan wieder aus. Die Ursache ist in diesen Fällen unklar (z.B. nach einer Erkältung plötzlich aufgetreten). Auch hierbei ist eine Therapie sinnvoll, denn man weiß ja nicht, wie der Verlauf ist. 

 

Weitere Symptome

Synkinesien

  • sind unerwünschte Gesichtsbewegungen, die im Verlauf auftreten können. Die häufigste ist, dass sich beim Runden der Lippen das Augenlid schließt.
  • Sie können das Entstehen häufig nicht verhindern, aber abmildern. Wenn die Parese länger als drei Monate besteht, sind unerwünschte Gesichtsbewegungen ein typisches Symptom .
  • Sie können aber Fehler in der Behandlung, aber alles dafür tun, dass die Synkinesien möglichst gering ausfallen.
  • Fehlervermeidung: Das Gesicht nicht zu aktiven Bewegungen drängen.
  • Therapie: Massieren, dehnen, entspannen, willkürlich unerwünschte Gesichtsbewegungen ansteuern und hemmen.